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Mut

Freiburgs » Neue Mitte «. Vielfalt, Begegnungen und mutige Luftsprünge im öffentlichen Raum. Foto: kwasibanane

Foto: kwasibanane

Drąsa  ● zomalli  ● Mut  ● Сміливість  ● Fortitudo  ● 용기
Valor  ● Hugrekki ● Schneid  ● Coratge ● θάρρος  ● Coraggio
Coraje  ● Traute  ●  სიმამაცე  ●  Храбрость  ●  勇気 ● rohkeus

InZeitung 22/23 vom 27. Oktober 2017: Editorial

» Ich habe Angst « – das höre ich immer häufiger. Ist das kein bisschen peinlich ? Ist Tapferkeit keine Tugend mehr ? Soziologen und Politikwissenschaftler zeichnen das Bild des Deutschen als Angst-Weltmeister. Begriffe wie Angstspirale und die Vorstellung, dass die Welt immer schlechter wird, sind im Trend. Dabei geht es uns gar nicht so schlecht: In den letzten Jahrzehnten ist der Lebensstandard gestiegen, Menschen leben länger und gesünder, bleiben länger jung, die Arbeitslosigkeit in Europa nimmt rapide ab …

»Vielleicht brauchen Menschen echte Herausforderung, um das Fürchten wieder zu verlernen «, meint Matthias Horx, deutscher Trend- und Zukunftsforscher. Ein Grund für Pessimismus und Ängstlichkeit ist » ein mentaler Wohlstandssättigungseffekt: Je komfortabler man lebt, desto mehr fürchtet man sich.« Dazu kommt » eine Art hysterischen Infektion, die durch die Überhitzung der medialen Sphäre entsteht «, weil man» durch Angst, Alarm, Zuspitzung, Übertreibung – und irgendwann Lügen « am leichtesten Aufmerksamkeit erregen kann.

Manchmal sind es weder Angst noch Furcht, zwischen denen Philosophen unterscheiden, sondern Aggression und Hass: Darum geht es in unseren Nach-der-Wahl-Artikeln und im Essay über die Ruhe der Ängstlichen. Es gibt also eine echte Herausforderung: In Europa etabliert sich immer mehr ein Typus nationalistischer und autoritärer Politiker, vor denen einige von uns weg gelaufen sind. Immer häufiger finden xenophobe Ideen am Küchentisch, bei einer gemütlichen Zugfahrt, bei Nachbarn, Verwandten oder Freunden unerwarteten Widerhall. Es ist Zeit, statt Anpassungsfähigkeit Mut zu entwickeln. Wie das geht, zeigen unsere Autor*innen nicht nur in unserem Schwerpunktthema, sondern auch auf den anderen Seiten. Sehr viele von ihnen sind jung, es wird ihre Zukunft sein und sie wollen keine mit Gehirnwäsche und Propaganda. Alle Absolvent*innen der letztjährigen InZeitungs-Werkstatt arbeiten weiter in den Medien. Dort können sie gegen » Überhitzung « Mut, Zuversicht und Solidarität aufbringen.

 

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