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Vergessen Verdrängt Versteckt

In einem Teich des Freiburger Botanischen Gartens versteckt sich dieser Pelophylax

Foto: kwasibanane

dimenticato, rimosso, celato  ● Vergessen Verdrängt Versteckt
Olvidado Reprimido Oculto   ● فراموش شده، سرکوب شده، پنهان
მივიწყებული მიჩქმალული მიმალული
Forgotten hidden suppressed ● Забыто вытеснено скрытo
Забуто, витіснено, заховано ● unutmuş görmezden gelmiş saklanmış
Забравено Потиснато Скрито ● هېر شوی، ځپل شوی، پټ شوی

InZeitung 39 vom 28. April 2023: Editorial

»Habt ihr uns vergessen?« Als ich dieses Plakat auf einer kleinen Demo in Freiburg sah, hatte ich Schamgefühle. Ich erinnerte mich, wie viel Solidarität und Empörung noch vor einem Jahr da war, als die Internationale Sicherheitsunterstützungstruppen (u. a. auch deutsche) aus Kabul in Eile abgezogen und dabei Frauen und Oppositionellen in Afghanistan im Stich gelassen haben. Ja, es gibt keine Breaking News mehr von dort, aber wir wissen doch, dass die Taliban nicht weg sind. Wir könnten uns selbst informieren. Doch dafür fehlt uns, Frieden und Demokratie Genießenden, die dauernde Empathie. (S.3 und S.6) Das Empathic Burnout (die Mitleidsmüdigkeit) ist eine natürliche Reaktion auf ein Übermaß an schlechten Nachrichten, doch die Medienforschung sagt: Diese Anpassung ist einer der Mechanismen, die Aggression und Gewalt in der Gesellschaft vorantreiben. Die Mitleidsmüdigkeit führt z. B. zu negativer Mediendarstellung der Geflüchteten, die Hassreden und Gewalt in der Gesellschaft verursacht (S.13). Und die Verdrängung und das Verstecken bringen uns auch privat keine richtige Harmonie (S.10).

Doch es gibt eine gute Nachricht: Wir können die verlorengegangene Empathie wieder aufbauen. Dafür muss »Mitgefühl in Taten umgesetzt werden, sonst verkümmert es«, schrieb Susan Sontag. »Jede Person kann etwas verändern«, meint auch Sedra Alokla (S.5) – eine Abiturientin aus Freiburg, die Opfer des Erdbebens in Syrien unterstützt. So wird man, statt als hilflose Beobachtende zu verharren, zu aktiven Gestaltern unserer gesellschaftlichen Realität. Und den Medien raten Wissenschaftler, das Geschehene aus einer humanistischen Perspektive zu betrachten, positivere Geschichten aus betroffenen Regionen oder von geflüchteten Menschen zu erzählen und Politiker*innen zu Handlungen aufzufordern. Das tun wir, und versuchen dabei, die anderen Herausforderungen und Freuden des Lebens – die Liebe, die bunte Veränderung der Stadteile und die Digitalisierung – nicht zu vergessen (S.11 und 12). Viktoria Balon

 

Noch so ein  Pelophylax

Foto: kwasibanane

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